Das Aortenaneurysma kann tödlich sein!

 

Schätzungsweise weisen mehr als 70.000 Österreicher ein Aneurysma der Bauchschlagader (BAA), auch Bauchaortenaneurysma genannt, auf. Ein Aneurysma ist eine Aussackung eines Gefäßes um mehr als 50 Prozent des gesunden Gefäßdurchmessers. Aneurysmen können in allen Arterien (Hirnarterienaneurysma, Herzkranzarterienaneurysma, Aneurysma der Brustschlagader, der Eingeweidearterien und der Extremitätenarterien) auftreten. Am häufigsten tritt das Bauchaortenaneurysma auf, vor allem über 60-Jährige sind von dieser Erkrankung des arteriellen Gefäßsystems besonders betroffen. Jährlich wäre bei rund 7.000 der über 60-jährigen Österreicher die Behandlung eines Bauchaortenaneurysmas notwendig!

 

Aortenaneurysma- was ist das

 

Aussackungen von Adern werden als Aneurysma bezeichnet. Das Aortenaneurysma ist eine Aussackung (Aneurysma) der Hauptschlagader (Aorta). Die häufigste Lokalisation von Aortenaneurysmen ist im Bereich der Bauchhöhle unter den Nierenarterien (Bauchaortenaneurysma, BAA).

 

Wenn ein Aneurysma platzt, ist es meist schon zu spät…

 

Viele der an einem Bauchaortenaneurysma leidenden Patienten sind sich über die Risiken und Folgen nicht bewusst. Wird das Aneurysma nicht rechtzeitig behandelt und kommt es in Folge zu einer Ruptur (zum Platzen) außerhalb des Krankenhauses, führt dies in 90 Prozent aller Fälle zum Tod. Erreichen Betroffene lebend das Krankenhaus und werden von einem erfahrenen Team behandelt, überleben dennoch nur bis zu 50 Prozent das geplatzte Bauchaortenaneurysma. Überlebende haben mit schweren Folgeerkrankungen zu kämpfen – wie künstlichem Darmausgang, Verlust der Nierenfunktion mit notwendiger Dialyse, Amputationen, Wundheilungsstörungen und langer Rekonvaleszenz.

Aneurysma-Gefährdete

Könnten Sie von einem Bauchaortenaneurysma betroffen sein?

 

Mit zunehmendem Alter, besonders ab dem 60. Lebensjahr, weisen Frauen und vor allem Männer ein zunehmendes Risiko auf, an einem Bauchaortenaneurysma zu erkranken. Bei einem Aneurysma handelt es sich um einen degenerativen und somit altersbedingten Prozess.

Die Hauptrisikofaktoren sind:

 

  • Alter (speziell ab dem 60. Lebensjahr)
  • männliches Geschlecht
  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Bluttfettwerte (Cholesterin, Triglyceride)
  • Vorhandensein von Hernien (z.B. Leistenbruch)
  • andere arterielle Gefäßerkrankungen
  • Aneurysmaleiden in der Familie

 

Aneurysma Symptome

 

Die meisten Aneurysmen bleiben zunächst symptomfrei und werden nur durch Zufall im Rahmen anderer Untersuchungen erkannt. Bei einem großen Aortenaneurysma hängt die Symptomatik mit der Lage im Körper zusammen. Aortenaneurysmen können im Bauch- oder Brustbereich auftreten und äußern sich in verschiedenen Symptomen:

 

Aortenaneurysma im Bauch

 

  • stechende und anhaltende Schmerzen im Unterbauch
  • Rückenschmerzen mit Ausstrahlung des Schmerzes in die Beine
  • tastbare, zeitgleich mit dem Puls auftretende Struktur im Bauch
  • vereinzelt Verdauungsbeschwerden

 

Kommt es zu einer Ruptur bzw. einem Riss in der Bauchaorta, verstärken sich die Schmerzen plötzlich und unerträglich im Bauchraum sowie im Rücken. Häufig geht dies mit Übelkeit und Brechreiz einher. Selbst wenn die Patientin oder der Patient keine Beschwerden hat, aber das Aneurysma einen Durchmesser von mindestens 5,5 Zentimetern aufweist oder sich schnell (innerhalb eines Jahres) vergrößert, sollte eine Operation erfolgen.

 

Aneurysma Früherkennung

 

Ein Aneurysma spürt man nicht, sieht man nicht und merkt man nicht. Wie lässt sich ein Aneurysma nun erkennen? Die einfachste Methode ist eine Ultraschalluntersuchung. Die Methode ist schmerzlos und braucht keine vorangehenden Blutuntersuchungen. Sollte im Ultraschall ein maximaler Durchmesser von über drei Zentimeter festgestellt werden, ist es ratsam, mit dem Ultraschallbild zum Gefäßspezialisten zu gehen. Nach einem Beratungsgespräch und Abwägen der Risiken werden ein Therapieplan und das weitere Vorgehen besprochen.

Eine Ultraschalluntersuchung ist sinnvoll, wenn Sie:

 

  • Raucher waren oder noch sind,
  • über 60 Jahre sind,
  • an Bluthochdruck leiden,
  • an anderen arteriellen Gefäßerkrankungen leiden,
  • Verwandte mit einem Aneurysma haben.

 

Sollten alle erwähnten Punkte auf Sie zutreffen, Sie jedoch unter 60 Jahre alt sein, ist auch für Sie eine Ultraschalluntersuchung ratsam! Diese erfolgt über den niedergelassenen Radiologen oder Internisten!

Vorsorge – Was geschieht beim Gefäßspezialisten?

 

Die Behandlung eines Bauchaortenaneurysmas durch den Gefäßspezialisten dient dazu, einer Ruptur vorzubeugen. 

 

Nicht jedes Bauchaortenaneurysma muss aber gleich durch eine Operation oder einen Stent behandelt werden.
Ist das Bauchaortenaneurysma noch klein, sollten eine Beratung zur Risikoreduktion und eine sechsmonatige bis jährliche Ultraschallkontrolle zur Vorsorge – je nach Größe des Aneurysmas – erfolgen. So besteht die Möglichkeit, das Wachstum des Aneurysmas zu stoppen, um eine invasive Therapie (offene Operation oder Stentgraft) auch in Zukunft zu verhindern beziehungsweise ein wachsendes Aneurysma rechtzeitig invasiv zu behandeln. 

 

Vorsorge durch Risikoreduktion geschieht durch:

  • Nein zur Zigarette,
  • Bluthochdruck einstellen,
  • Blutfettwerte senken,
  • Bewegung und Gewichtsreduktion,
  • ein gesünderer Lebensstil.

 

Eine Behandlung mittels Operation oder Stent durch den Gefäßspezialisten ist dann notwendig, wenn die Bauchschlagader bei Frauen einen Durchmesser von fünf Zentimeter aufweist, bei Männern mehr als fünfeinhalb Zentimeter. Es folgt dann eine Kontrastmittel-gestützte Computertomografie (CT-Angiografie) beim niedergelassenen Radiologen oder im Krankenhaus. Damit kann der maximale Durchmesser  festgestellt sowie die Planung der OP- oder Stentbehandlung durchgeführt werden.

Häufige Fragen

 

Wie kann ich feststellen, ob ich an einem Bauchaortenaneurysma leide?
Antwort: Die einfachste Methode ist eine Ultraschalluntersuchung. Diese erfolgt über den niedergelassenen Radiologen oder Internisten.

 

Kann ein Aneurysma noch in einem anderen Bereich des Körpers auftreten?
Antwort: Aneurysmen können in allen Arterien (Hirnarterienaneurysma, Herzkranzarterienaneurysma, Aneurysma der Brustschlagader, der Eingeweidearterien und der Extremitätenarterien) auftreten. Am häufigsten ist bei Weitem das Bauchaortenaneurysma.

 

Wann ist das Bauchaortenaneurysma behandlungswürdig?
Antwort: Sollte im Ultraschall ein maximaler Durchmesser von über drei Zentimeter festgestellt werden, ist ein Gefäßspezialist aufzusuchen.
Eine Behandlung mittels Operation oder Stent ist dann notwendig, wenn die Bauchschlagader bei Frauen einen Durchmesser von fünf Zentimeter aufweist, bei Männern mehr als fünfeinhalb Zentimeter. Es folgt dann eine CT-Angiografie. Damit kann der maximale Durchmesser festgestellt sowie die Planung der OP- oder Stentbehandlung durchgeführt werden.

 

Wer macht die CT-Angiografie?
Antwort: Der niedergelassene Radiologe oder Radiologen im Krankenhaus. Für die Terminisierung benötigen Sie eine Überweisung durch den Hausarzt.

 

Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Antwort: Ein Bauchaortenaneurysma kann, wenn es noch klein ist, durch gezielte Vorbeugung und medizinische Versorgung am Wachsen gehindert werden. Hier ist regelmäßiges Monitoring des Durchmessers wichtig. Bauchaortenaneurysmen mit kritischer Größe müssen mittels einer offenen Operation oder eines Stents durch den Gefäßspezialisten behandelt werden.

 

Was sind die Vorteile der Operation? Und die Nachteile?
Antwort: Die Vorteile sind, dass eine Operation länger hält als ein Stent. Es bedarf keiner jährlichen CT-Kontrollen Es sind weniger Zweiteingriffe notwendig. Es gibt keine anatomischen Limitationen für die Behandlung eines Bauchaortenaneurysma. Die Nachteile sind, dass ein längerer Krankenhausaufenthalt notwendig ist. Der Patient erholt sich langsamer von der Operation und die Sterblichkeitsrate ist höher als beim Stent.

 

Was sind die Vorteile eines Stent? Und die Nachteile?
Die Vorteile eines Stents sind die geringere Belastung des Organismus und eine geringere Sterblichkeitsrate als bei der Operation. Der Patient ist schneller fit nach einer Stent-Behandlung. Besonders ältere oder kränkere Patienten sind einer deutlich geringeren Belastung ausgesetzt. 
Die Nachteile sind die deutlich geringere Haltbarkeit des Stents und die Notwendigkeit von jährlichen CT-Kontrollen. Die Nieren sind größer belastet. Weiters kann nicht jedes Bauchaortenaneurysma aus anatomischen Gründen mittels Stents behandelt werden.

 

Besteht die Möglichkeit, eine Operation oder einen Stent zu vermeiden?
Antwort: Wenn das Bauchaortenaneurysma noch klein ist (deutlich unter fünf Zentimeter), besteht die Möglichkeit, das Wachstum des Aneurysmas durch eine Risikoreduktion zu stoppen und eine invasive Therapie mittels offener Operation oder Stentgraft zu vermeiden.
Risikoreduktion bedeutet: Nikotinverzicht, Bluthochdruck einstellen, Blutfettwerte senken, Gewichtsreduktion, mehr Bewegung und ein gesunder Lebensstil! Eine jährliche Ultraschalluntersuchung zur Feststellung des Aortendurchmessers ist dennoch dringend zu empfehlen!

 

Welche Medikamente sind einzunehmen?

Eine der wichtigsten Säulen in der Therapie von Aortenaneurysmen und Aortendissektionen ist neben der chirurgischen die medikamentöse Therapie. Risikofaktoren für das Herz-Kreislauf-System, wie Bluthochdruck oder zu hohe Blutzuckerwerte, sollten behoben und möglichst engmaschig kontrolliert werden (siehe Kapitel 3.6). In Abhängigkeit von der Art der Aortenerkrankung und deren Therapie kann eine lebenslange Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern (Blutplättchen-Hemmer) erforderlich sein. Hierfür eignet sich die Einnahme von ASS 100 mg einmal täglich. In besonderen Fällen kann auch eine Therapie mit Blutgerinnungshemmern, wie beispielsweise Marcumar® oder Falithrom®, notwendig sein.

 

 

Lebensführung

Da sowohl Aortenaneurysmen als auch -dissektionen als Folge von arteriosklerotischen Bindegewebsveränderungen entstehen können, gilt es nach dem Eingriff an der Aorta alle Risikofaktoren hierfür möglichst zu meiden oder zu reduzieren (siehe Kapitel 3.6). Rauchen und Bluthochdruck sind hierbei die bedeutendsten Faktoren. Körperliche Aktivitäten und Sport können Sie etwa drei Monate nach der Operation, beziehungsweise nach Abschluss der knöchernen Heilung des Brustbeins wiederaufnehmen.

Um Blutdruckspitzen zu vermeiden, sollte auf eine möglichst konstante Belastung geachtet werden. Aktivitäten mit gleichmäßiger Belastung sind unter anderem Schwimmen, Radfahren, Joggen und Walken. Krafttraining sollte nur in moderaten Maßen durchgeführt werden. Nach einem Aorteneingriff ist das Sexualleben nicht beeinträchtigt. Allerdings sollten auch hier übermäßige körperliche Anstrengungen vermieden werden, damit es zu keinen erhöhten Blutdruckwerten kommt.